Wandertag Special: Paris (3) – Tour de Paris II
Während ich vom 22. März bis zum 3. April im Rahmen des Erasmus Intensive Programme Improving the security knowledge in ICT – Advanced Technologies mit 69 anderen Studenten aus sieben europäischen Ländern zu Gast in Paris war, wurde uns von der Gastgebenden Universität Ecole Supérieure d’Informatique, Electronique, Automatique (ESIEA) nach den Vorlesungen und Übungen am Vor- und Nachmittag ein “Social Program” geboten, um uns Paris zu zeigen.
Am Samstag wäre Versailles auf dem Programm gestanden. Das hat mich jedoch so sehr gereitzt wie die Garage von Robert Erra. Die andere Alternative, Louvre und Tour Eiffel, wollte ich am Sonntag machen und Eurodisneyland, wo sich eine Gruppe hingezogen fühlte, hat mich etwa so sehr gereizt wie Kuscheln mit einem Stinktier. Also bin ich bei meinem ursprünglichen Plan geblieben und allein in Paris herumgelaufen.
Ich hatte mir natürlich ein paar Sehenswürdigkeiten herausgesucht, die ich mir anschauen wollte: das Panthéon, Saint Sulpice, Notre Dame und das Musée de l’Orangerie. Und natürlich alles was auf dem Weg dazwischen liegt, denn ich hatte vor alles zu Fuß zu laufen und die (doch etwas komplizierte) Metro zu meiden. Um halb 12, eine Stunde später als ich eigentlich los wollte, bin ich vom FIAP (dem Hotel) aufgebrochen, über Place Denfert Rochereau nach Norden in Richtung meines ersten Hauptziels: dem Panthéon.
Jardin du Luxembourg und Palais du Luxembourg
Den ersten Abstecher von meiner Route machte ich über den Jardin Marco Polo und den Jardin du Luxembourg und natürlich das Palais du Luxembourg, das den französichen Senat beheimatet – da sie eh mehr oder minder auf dem Weg lagen. Über den kleinen aber sehr netten Jardin Marco Polo bin ich ungeplant gestoßen – da stand einfach ein interessanter Brunnen am Rand eines kleinen Platzes. Weshalb die Franzosen ihre Bäume in den (sehr streng angelegten Gärten) eckig schneiden müssen, erschlißt sich mir jedoch bis heute nicht. Mit hat jedoch der äußere Anblick vom Palais gereicht, einen Versuch hineinzukommen habe ich mir erspart und bin lieber weitergezogen…
Panthéon
… durch kleine nette Straßen voller leckerer Baguettes (aber noch hatte ich keinen Hunger) immer auf geradem Wege Richtung Panthéon, in dem viele tolle französiche Helden oder bekannte Persönlichkeiten abgelegt sind und, für mich interessanter, ein (wenn auch wohl leider nicht das) foucaultsche Pendel hängt – zumindest an dem Ort, an dem Foucault die Erdrotation nachgewiesen hat. Von den ganzen bestatteten in der Krypta waren mir nicht so unglaublich viele bekannt (ich bin ja auch mieserabel mit Namen) und die Beschreibungen waren natürlich alle (nur) Französisch – nach der zweiten Tafel habe ich den Versuch etwas davon zu verstehen aufgegeben, das war mir zu langwierig. An sich hätte man den zweiten Stock auch mit einer Führung besichtigen können – aber dafür war ich viel zu früh (oder zu spät) dran. Die 8€ Eintritt (weil ich über 25 bin), auch wenn ich sie zurückerstattet bekommen habe, war es jetzt nicht unbedingt Wert – aber man muss es ja gesehen haben. Hinter dem Panthéon bin ich auch noch etwas herumgelaufen, aber ob Saint Etienne du Mont offen war, habe ich gar nicht versucht, denn ich wollte ja zu Saint Sulpice.
Saint Sulpice
Aber vorher musste ich mir was zu essen besorgen. Da ich nicht den Weg zurücklaufen wollte -in die kleinen Baguettestraßen- habe ich versuchte über andere Wege nach Saint Sulpice zu gelangen und mir vorher noch was zu Beißen zu besorgen (ich war dann in einer Fast-Food Baguette-Kette). Da ich mich nicht an die großen Straßen halten wollte, und meine Karte die kleinen nicht verzeichnet hatte, hat es etwas gedauert bis ich die Kirche dann auch gefunden hatte – zumindest so lange dass das bis dahin gute Wetter in einen April-haften Regenguß übergehen konnte, gegen den auch mein kleiner Schirm nicht viel half. Aber ich hatte den Platz vor Saint Sulpice erreicht und konnte mich drinnen vor dem Regen retten und Delacroix‘ letztes Fresko Jakobs Kampf mit dem Engel und die recht schöne Kirche bewundern. Leider war die Fassade der Kirche gerade von einem Gerüst umhüllt. Als ich dann herauskam war wieder schönstes Wetter, als hätte es nie Regen gegeben. Mein nächstes Ziel, Notre Dame, sollte mich nach Norden zur Seine führen und dann die Seine entlang.
Saint Germain des Prés
Der direkte Weg von Saint Sulpice zur Seine führt jedoch über den Platz Saint Germain des Prés – also ungeplant die nächste Kirche. Natürlich konnte ich da nicht einfach vorbeilaufen, wenn sie schon da stand, mit einer recht begabten kleinen Jazz-Band davor. Von innnen war Saint Germain des Prés auch sehr schön, besonders die Buntgalsfenster durch die wieder scheinende Sonne, auch wenn -oder gerade weil- sie nicht so opulent sind wie die Notre Dames. Was diese beiden Kirchen Notre Dame vorraus haben: sie sind nicht so schrecklich von Touristen überlaufen und wirken noch so, als wären sie tatsächlich noch in Gebrauch. Dennoch habe ich es nicht geschaft, das Eingangstor ohne Menschen zu erwischen – oder ich war zu ungeduldig.
Notre Dame
Von Saint Germain des Prés führt eine Straße schnurstracks zur Seine – wenn es nicht die interessanten Schaufenster gäbe, eigentlich ziemlich langweilig – keine Möglichkeit sich zu verlaufen. Aber durch aus die Möglichkeit in den nächsten Regenschauer zu geraten. Also suchte ich diesmal in einem Café unterschlupf, um etwas die Beine auszuruhen und dem sich anbahnenden Schauer zu entgehen. Zumindest bis es mir zu blöd wurde, der Kaffee getrunken war und der Regen etwas nachgelassen hatte. Also ging ich weiter die Seine entlang auf Notre Dame zu. Als ich dann Notre Dame fast erreich hatte, legte sich der Regen und in meinem Rücken kam die Sonne wieder hervor – hinter Notre Dame blieb es jedoch dunkel, so dass es wirkte als würde die von der Sonne angestrahlte Kirche leuchten. Notre Dame ist nicht nur von der Größe und der Architektur, sondern auch von den Menschenmassen die sich durch die Kirche schieben beeindruckend. Das innere der beiden Kirchen, die ich zuvor gesehen habe hat mich jedoch mehr beeindruckt. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass ich einfach mehr von ihnen gesehen habe – dank weniger Touristen.
Rückweg
Eigentlich wollte ich noch auf den Turm steigen, aber da hat die letzte Besichtigung direkt vor meiner Nase gschloßen, was mich ungemein gefreut hat. Den Turm von Notre Dame zu erklimmen bleibe ich Paris also noch schuldig.
Aber ich hatte ja noch ein letztes Ziel für diesen Tag: das Musée de l’Orangerie. Also ließ ich mich auf die Nordseite der Seine treiben, folge mehr oder minder willkürlich den Straßen vorbei am Tour Saint Jacques, durch große Einkaufsstraßen, nach Westen immer Richtung Louvre und dem Jardin des Tuileries – an dessen Westende mein Ziel lag.
Die gestreuten Wege des Jardin des Tuileries war aber durch den zwischenzeitlich sehr heftigen Regen so batzig geworden, dass ich keine Lust hatte durch das Pfützenlabyrinth zu laufen. Also ging ich auf der Seine-Seite außen herum – ein dummer Fehler. Neben dran ist direkt eine (sehr, sehr) stark befahrene Schnellstraße. Demnach stank es dort ziemlich nach Abgasen und es war weder die schönste noch die sauberste Seite von Paris… aber ich kam direkt am Musée de l’Orangerie am Place de la Concorde an. Und natürlich: das Museum hatte seit einer Viertelstunde geschlossen.
Dort überlegte ich dann ob ich noch zum Eiffelturm laufen sollte oder ob ich mich zurück zum Hotel begeben sollte. Da es 18 Uhr war und es ab 18:30 Abendessen gab, das ich eigentlich nicht unbedingt verpassen wollte (auch wenn es nicht so gut war, so war es immerhin schon bezahlt). Also ging ich auf den direktesten Weg über ziemlich lange und langweilige Boulevards zurück zum Place Denfert Rochereau und von dort zum FIAP wo ich dann um 19 Uhr nach knapp 8 Stunden und (laut google maps 15km (eher 20-25) ) ankam – und erstmal noch Einkaufen ging.
Mein ungefährer Weg:
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Alle Artikel dieser Serie:
Paris (1) – Intense Programme
Paris (2) – Tour de Paris I
Paris (3) – Tour de Paris II
Paris (4) – Tour de Paris III
Paris (5) – Funny Things
am 20. April 2009 um 00:14 Uhr.
Die Lichtverhältnisse bei den Notre Dame-Fotos sind wirklich gut. Und auch sonst hübsche Fotos. Auch der Müll. Französischer Müll. Mit Character, oder so…
P.S.
Impossible Mission: Verbessere in allen Artikeln “Saine” zu “Seine”.
am 20. April 2009 um 17:22 Uhr.
Sir! Oui bien sûr, Sir!
Wieso schreiben die lieben Franzosen ihren Fluß auch so total unfranzösisch? Pff. (Die Fotourls ändere ich aber nicht. So.)