Nathanael bewundert Schicklgrubers Parkplatz und wandert durch ein Tal. In 1000 Metern Höhe.
Am Pfingstmontag machte ich mich auf dem Weg nach Berchtesgaden im Schatten des Watzmanns. Ich wollt den Zug um 7.30 Uhr nehmen, aber weil ich ein fauler Sack bin war es dann effektiv der Zug um 11.30 Uhr. Nach 3 Stunden Zugfahrt kam ich an und schlenderte ein wenig durch die Stadt, aber die Sehenswürdigkeiten waren alle nicht sonderlich sehenswert, weshalb ich nur das "Schloss" fotografiert habe.
Danach kehrte ich erstmal ein, beim zünftigen "Bier Adam", und beobachtete beim Essen einen Jungen, der eine Taube verjagen wollte und, als diese nur gelangweilt zur Seite auswich, meinte: "Ist die kaputt?" Diese Stadtjugend...
Richtung Watzmann wollte ich sowieso erst am nächsten Tag. Heute war erst einmal pflichtgemäß der Obersalzberg dran. Wenn man schon in Berchtesgarden ist, muss man natürlich dem Schicklgruber seine Alpenfestung besuchen. Das war aber leichter gesagt als getan, denn Wanderwege zum Obersalzberg sind nirgends ausgeschildert. Am End geht da noch einer hin! Also machte ich mich mit Wanderkarte und Selbstvertrauen auf den Weg. Leider bin ich
Ryoga und nehme üblicherweise an jeder Abzweigung den falschen Weg. Immerhin gabs auf meinen diversen Umwegen einiges zu sehen, z.B. diese spooky Ruine:
Wahrscheinlich war das nur das Klohäuschen vom Förster, aber auf dem Obersalzberg kann man nie wissen. Vielleicht wars ja doch Evas geheime Liebeslaube. Mit Kruppstahlgitter.
Die nächste Ruine sah schon vielversprechender aus:
Ich identifizierte das natürlich sofort als alte SS-Festungsanlage. Entweder das oder ein Stelenfeld im Berliner Stil zum Gedenken an den Holocaust. Jedenfalls alt, verfallen und die Dorfjungend grillt dort gerne.
Irgendwie schaffte ich es dann doch noch auf den Obersalzberg-Gipfel. Dort gab es dann zwei Dinge:
1. Ein Dokuzentrum (geschlossen)
2. Ein riesiger Parkplatz (leer)
Auf dem Parkplatz standen zumindest einige Russen mit ihren Familienkutschen und hörten laut tAtu. Das fand ich sehr ironisch.
Da ich auf den Abstieg vom Gipfel keine Lust mehr hatte, weil ich mich ja doch nur wieder verlaufe, wartete ich auf den Bus. Nach einer halben Stunde stellte ich fest, dass der am Feiertag gar nicht fuhr. Also stoppte ich, da dort oben eine Bundestraße verläuft. Gleich der erste Wagen hielt an, ein schwarzer Van mit chinesischen Touristen, die mich mit nach Berchtesgaden nahmen. Mit dem Shanghaier neben mir durfte ich auch gleich darüber plaudern, warum wir in München keinen Transrapid bauen, denn ihrer sei ja so toll und sie wollten mehr davon. Ich murmelte irgendwas von zu teuer und versuchte unsere künftigen Herrscher nicht zu verärgern.
Wieder am Bahnhof in Berchtesgarden machte ich mich auf den Weg zur Jugendherberge. Ich verlief mich. Da mir dann schon alles egal war, stieg ich einfach über einen verfallenen Forstweg einen Hügel hinauf und stand unvermittelt vor meinem Ziel. Das Glück winkt dem Resignativen.
Das war der Blick auf den abendlichen Watzmann aus meinem Zimmerfenster:
Am nächsten Morgen, frohen Mutes, machte ich mich auf den Weg zum Wimbachtal zwischen Watzmann und Hochkalter. Auf die Berge selbst zu steigen war noch nicht möglich, da dort noch 5 Meter Schnee lag. Ich marschierte über Waldwege, an Flüssen entlang, über Almen und an Gebirgsbächen vorbei und verließ das Auenland über die Brandywein-Brücke auf dem Weg nach Bree.
Nun ja, das stimmt nicht ganz. In Wirklichkeit ging es zur Klamm. Zur Wimbach-Klamm am Eingang des Tals. Dort sprudelt der Wildbach mit allerlei Wasserfällen den Berg hinab. Wirklich sehenswert.
Weiter ging es nun durchs wirkliche Wimbachtal in Richtung Wimbach-Schloss. Mit zunehmender Höhe versiegte der Wildbach allmählich und wurde zu einer Geröllwüste. Der Weg führte aber noch durch Wälder und als ich dort rastete, marschierte eine Muli-Kompanie der Bundeswehr vorbei. Die Jungs sahen nicht sonderlich erfreut aus, aber die Tiere kackten genüßlich auf den Weg. Der Spur konnte man schließlich bis zum oberen Ende des Tals folgen.
Bei 937 Höhenmetern erreichte ich das "Wimbach-Schloss", eigentlich nur eine stinknormale Berghütte. Dort gabs lecker Germknödel mit Vanillesauce und einen hübschen Ausblick:
Nach dem Mittagessen marschierte ich weiter. Das Grasland war zu Ende, die Bäume wurden niedriger und der Weg wurde etwas monoton, auch wenn der Blick rechts und links immer noch fantastisch war. Die anderen Wanderer, die auf dem Weg zum "Wimbach-Schloss" noch recht zahlreich waren, wurden immer weniger. Ich war die meiste Zeit alleine unterwegs, außer dass mir dann irgendwann die Muli-Kompanie entgegen kam, die schon wieder am Abstieg waren. Was für eine Hetzerei!
Auf 1200 Höhenmetern lag dann der erste Schnee am Wegesrand, auch wenn es ansonsten noch frühlingshaft warm war.
Schließlich erreichte ich die Wimbachgrieshütte, das Ende der Wanderung. Im Sommer kann man dahinter über den Watzmann wieder absteigen, aber das ging wie gesagt noch nicht, wegen des Schnees.
Ich war jetzt auf 1327 Höhenmetern und machte kehrt. Zurück nach Berchtesgaden und in völlig überfüllten Zügen nach München.
Das war mein Pfingsten. Mal sehn, wo ich an Christi Himmelpferd hinfahre.