Wandertag Special: Paris (1) – Intensive Programme

Vom 22. März bis zum 03. April war ich -und 69 andere Studenten aus insgesamt 7 europäischen Ländern (Bulgarien, Deutschland, Finland, Frankreich, Holland, Rumänien, Zypern)- im Rahmen des Erasmus Intensive Programme in Improving the security knowledge in ICT¹ – advanced technologies (kurz IP-sec – nicht zu verwechseln mit dem Protokoll!) in Paris. Finanziert wurde das alles vom Erasmus Projekt und bezuschusst von den Studiengebühren der Fakultät für Informatik und Mathematik der Hochschule München (zumindest für deren 10 Studenten, von denen einer ich bin). Insgesamt wurde das IP zum Thema security jetzt zum dritten und letzten Mal abgehalten (davor in Amsterdam und Helsinki) – das IP wird jedoch mit einem anderen Schwerpunkt weiter geführt werden.

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Das IP-sec wurde bei der Ecole Supérieure d’Informatique, Electronique, Automatique (ESIEA) in Paris abghalten. In den Räumen des Universtitätsgebäudes in der Rue Vésale wurden von insgesamt etwa 18 Professoren jeden Tag der zwei Wochen am Vormittag Vorlesungen zu den wichtigsten Bereichen der Informationssicherheit² gehalten, am Nachmittag wurden die Themen von den 70 Studenten, eingeteilt in 6 international gemischte Teams, in Übungen weiter vertieft und anschließend die Ergebnisse Präsentiert. Am Ende der zwei Wochen wurden die erworbenen Kenntnisse selbstverständlich durch einen Test geprüft. Die Kommunikation lief natuerlich komplett in (meist) mehr oder weniger verständlichem Englisch ab.

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Untergebracht wurden wir Studenten im FIAP Jean Monnet, einem non-profit Hotel primär für Schüler und Studenten mit dem Charme eines besseren Schullandheims – aber nur etwa 15-20 Geh-Minuten³ von der Universität entfernt. Aufgeteilt wurden wir in Zweibett Zimmern (nein, kein Doppelbett), jedoch nicht international gemischt. WLAN stand sogar dort zu Verfügung -wenn man dafür zahlte oder in der Lobby, wenn man sich jede halbe Stunde mit einem anderen Namen neu registrierte. Das Essen hatte etwas besseres Niveau als das, was ich von Schullandheimen kannte – und wurde streng rationiert. Es gab Essensmarken die kaum Flexibilität zuließen, was besonders beim Frühstück bald zum Hals raushing. So lecker Croissants und Baguettes sind, wenns es jeden Tag ein (kleines) Baguette, ein Croissant, Kornflakes und als Belag auch nur Butter, Konfitüre, Honig und Nutella-abklatsch gibt hat man nach zwei Wochen doch genug davon. Auch die Qualität beim Abendessen ließ zu wünschen übrig – dafür dass so eine Marke wohl an die 11€ gekostet haben soll.

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Die Zimmer waren klein, eng, hellblau/rosa, und hellhörig aber immerhin sehr sauber. Nachdem ich eine zweite Wolldecke -die Bettdecken waren wie man sie aus Italien kennt: Laken + Wolldecke- hatte, fror ich in der früh auch nicht mehr, auch wenn das Hotel und die Zimmer selbst recht warm waren. Nervig war jedoch die Dusche, die schwimmbad-artig alle paar Sekunden einen neuen Druck auf Wasserknopf erforderte – Wassersparen ist ja nett, aber wer will schon das verchlorte Pariser Wasser? Nur mein Zimmerkollege hatte eine grausame Überraschung für mich: Er schnarchte als wolle er damit die Mauern von Jericho erneut einreißen. Aber selbst dagegen gibt es ja Hilfsmittel – und ich meine nicht die Klaviersaite um seinen Hals…

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Die Umgebung um das FIAP spricht bereits für Sicherheit: Direkt gegenüber des Hotels befindet sich ein Krankenhaus (Centre Hospitalier Saint Anne), eine Polizeistation für Mentale Hygiene (Prefecture de Police hygiene mentale et service medical du personnel) und ein Krankenhaus für mentale Leiden (Service Hospitalo – Universitaire de sante mentale et de therapeutique). Auf dem Weg zu Universität lag, passend für das unter anderem gelehrte “Hacking-Wissen”, ein Gefängnis (Prison de la Santé). Der fanzösische Staat überwacht die ESIEA, deren Studenten und deren aktivitäten in der Universität -auch wenn wir davon zum Glück nichts gemerkt haben- sehr genau, da dort ja “Hacking-Wissen” vermittelt wird um eben gegen Hacker vorgehen zu können.

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Neben dem eigentlichen Teil des Programms -die Vorlesungen und Übungen tagsüber- wurde von der Host-Universität ein Social Program veranstaltet, das uns Studenten, gführt von den Französischen Studenten, die Möglichkeit bot auch etwas von Paris zu sehen. (Dazu in seperaten Artikeln mehr!)

Es gab nur ein paar Sachen, die mich wirklich, wirklich, wirklich genervt haben: Der bescheuerte Gospel-Chor der in der Lobby des FIAP -wo ich ins Interent wollte- aufgetreten ist. Die ganzen, ständig wechselnden scheiß Kindergruppen, die im FIAP rumgewuselt sind, die Aufzüge und die “Mensa” blockiert haben und einfach nur laut und nervig waren. Die Tauben, die auf allen Boulevards von den Bäumen runterscheißen und die Straße in ein nettes Grün/Weiß tauchen und generell die vielen Tretminen auf den Straßen. Stellt doch die Hundebesitzer an die Wand… (nur eine Frau hab ich erlebt, die die Scheiße von ihrem Hund mitgenommen hat!). Auch sehr nervig waren die dummen Breakdancer irgendwo am Fuß des Eiffelturms, deren Krampf”musik” man bis in 300m Höhe gehört hat. Hier also die Fotos der Rubrik “fucking annoying“:

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Insgesamt war das mein erster “Urlaub” in Paris (und auch Frankreich überhaupt) – und ich bin absolut von der Stadt begeistert. Für mich hat Paris einfach einen unglaublichen Charme – durch die ganzen alten Gebäude, das südländische Flair (finde ich zumindest) und den Dreck (ja, so nervig er ist, der gehört zu Paris!). Ich werde sicher wieder zurück kehren. Vom IP-sec war ich im großen und ganzen auch sehr begeistert – es hätte zwar einiges, insbesondere bei den Übungen und der Organisation, besser laufen können, aber dennoch ist alles recht glatt und ohne irgendwelche großen Probleme abgelaufen. Den Inhalt der Vorlesungen fand ich gut ausgewogen, auch wenn für mich im 8. Semester mit Konzentration auf Netzwerke und IT-Sicherheit nicht mehr so sehr viel neues dabei war – das Programm war ja auch nicht für (fast)-Absolventen gedacht. Besonders gefallen hat mir die internationale Zusammenarbeit und Kommunikation der Studenten in den Teams, die unerwartet gut geklappt hat (zumindest in unserem Team). Gäbe es die Möglichkeit erneut, ich würde sofort mitfahren – egal wohin!

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¹ ICT: Information and Computer Technologies
² Im IP-sec Behandelte Themen:

  • Introduction to Security
  • Legal, Privacy and Ethical Aspects
  • Vulnerabilities and threats in ICT
  • Network Attacks
  • Cryptographic Algorithms
  • Steganography
  • Firewall Technologies
  • VPN Technologies
  • Tools for Security
  • Intrusion Detection and Prevention
  • SNMP
  • Security in Industrial Networks
  • WLAN Security
  • Security Architectures

³ Weg vom FIAP zur ESIEA:

Größere Kartenansicht
Teilnehmende Universitäten:

Alle Artikel dieser Serie:
Paris (1) – Intense Programme
Paris (2) – Tour de Paris I
Paris (3) – Tour de Paris II
Paris (4) – Tour de Paris III
Paris (5) – Funny Things

2 Kommentare zu “Wandertag Special: Paris (1) – Intensive Programme”

  1. Nusa

    “Stop + Schäuble = Stop-Schäuble”

    Formale Logik. Sehr gut. ;)

    Diese ganze Rationierung und Einteilung, damit niemand zuviel kriegt, hab ich jetzt schon öfters über Paris gehört. “Laissez Faire” ist irgendwie anders. Aber ist halt Großstadt.

  2. Gregor

    Das war ein Vortrag über Steganographie und Watermarking. Er meinte sowas wie “The German students will know this person, and probably not like him very much…” und er hat ihn mit dem schönen “Stop” Watermark versehen :-D

    Keine Ahnung wie es in anderen Hotels ist, wir hatten halt bezahlte Essenscoupons für die “Mensa” des FIAP. Es gab aber auch noch ein anderes (wohl besseres) Restaurant im ersten Stock, da gabs dann auch all-you-can-eat Frühstück mit mehr Auswahl. Aber im Gegensatz zu Martin, meinem Zimmergenossen kann ich halt in der Früh keine 8 Croissants verdrücken… da lohnt das nicht.

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